Lektion 3, 24.2.25 - Linienarten: Gerade / Proportionen

 


1 Intro

Wie es euch geht als ZeichnerIn?  Herausforderungen / Lageberichte / Erfahrungen


2 Stand der Dinge

Christoph:







Sibylle:
























FAZIT "Sehen/Verstehen/Fühlen des großen Ganzen in Hell und Dunkel":

Diese Übungen im "Sehen/Verstehen/Fühlen des großen Ganzen in Hell und Dunkel" sollten euch zur Gewohnheit werden, egal ob ihr Mode im Sinn habt oder Fotografie, es geht immer genau darum!

Ich will hier und jetzt noch nicht allzu tief theoretisch argumentieren, aber wen es jetzt beginnt zu interessieren, darf sich ruhig einmal das Wort "GESTALT", das der Gestaltung in Design und Kunst aller Art zu Grunde liegt, genauer durch den Kopf gehen lassen. Es gibt einiges dazu an Materialien...

Also: Alles, was ihr 

- entweder abgebildet seht :
Zeitungsfotos, Ausstellungskataloge, Bildbände, Künstlerlexika, Postkarten, Fotos, Gemälde in Galerien, Zeichnungen an der Wand oder in einem Buch, TV-Standbilder/angehaltene Filme, Drucke = Hier seht ihr mit den Augen eines anderen Menschen! 

- oder im realen Leben seht und auffallend findet: 
Ein Arrangement von Dingen auf dem Tisch, ein Blick aus dem Fenster, ein Gewächs, eine Landschaft, ein Ding, ein Blumenstrauß, eine sitzende, stehende, liegende Figur eines Menschen oder Tieres um euch, Flecken an einer Wand, Wolkenbilder = Hier entdeckt ihr, wie ihr persönlich in die Welt schaut und Strukturen und Ordnungen er-findet! 

solltet ihr auf diese einfachste Weise kritzelnd mit dem sich erweiternden Repertoire der 3 Linienarten zeichnen - so gut es immer geht auf die jetzt gelernte Weise! 

Und alles an eurer Zeichnung/Gestaltung wird sich verändern dadurch! 


Dazu Beispiele aus meinem eigenen Zeichnerleben:

Ich habe eine zeitlang alle nur möglichen Abbildungen von Zeichnungen und Gemälden aus Zeitschriften, Katalogen, Kalendern und wo auch immer her gesammelt und mit einfachsten Mitteln sowie unbediingt ohne alle Details - also genau wie ihr jetzt - nachgekritzelt, um dem "Geheimnis" von Komposition, Proportion,  Aufteilung  auf die Spur zu kommen.
 
Diese Methode nutze ich auch heute noch, wenn ich durch eine Ausstellung oder ein Museum gehe. Für ausführliche Details ist da oft keine Zeit, eine Fotografie ersetzt andererseits das Begreifen nicht, also kritzele ich zumindest in kleinen Skizzen die Komposition des "Großen Ganzen in Hell/Dunkel" - was oft extrem erhellend ist!

Hier ein paar Resultate der damaligen Bemühungen:

16. - 20. Jh Blickgestaltungen












3 Tägliche Warmups (max. 15 min)

Was ihr braucht: Großer Bogen Papier A4 min, lieber größer +  Wachsstift /Woody

Stichwort: Grundvokabular des Linienmachens, das man sich in täglichen kurzen Übungen von ca 5 Min. auf großem Bogen  so entspannt und großzügig wie möglich aneignen sollte.

Die Gerade: "Regen fällt" 
DEMO - unterschiedlich starke fallende Linien - wie Wassertropfen eine Spur auf der Fensterscheibe hinterlassen

Die Gebogene: "Wie Großmutter einen großen Wollfaden auf zwei Armen aufwickelt"
DEMO -  eine unablässig in großer Acht schwingende Linie

Die Unregelmäßige: "Bizarre Gräser wachsen empor"
DEMO - auf krakeligen Seiten- und Umwegen von unten nach oben strebende Linien in dick und dünn

Aufgaben: 

1) Das als Warmups während der Woche in 2-3 Min. Zeichnungen, immer bevor ihr an eure "eigentlichen" Zeichnungen geht...

Ich habe euch gestern mein altes Skizzenbuch vom Oktober 2015 (ich nenne sie auch bewußt immer "SUDELBÜCHER", dass ich alles zulassen kann, auch oder gerade die besch... Zeichnungen, an denen man das meiste lernt!)  gezeigt, in dem ich euch darauf aufmerksam machen wollte, dass selbst ein "alter Hase", der bis dahin schon zig Jahre zeichnete, immer noch diese Übungen macht, wie ein Violinist ein Leben lang seine Tonleitern spielt ! Und daraus geradezu von selbst dann wieder seine Themen entwickelt. MaW das sollte euch auch eine Gewohnheit werden, die niederschwellig genug ist, dass man jederzeit auch nach längeren Zeichenpausen immer wieder anfangen kann mit solch einfachen Aufwärm-Spielen - und eh man sich versieht euch wieder zurückfinden hilft in die Zeichenlust und zu den eigenen Themen!

2) Ich schicke euch hier im Blog 4 Seiten aus einem Buch, die ich euch bitte nachzuzeichnen bzw. zusätzlich auch eigene Lösungen zu finden.

Aus dem Buch  Dieter Brembs, Faszination Linie, S.22-25, Die gerade Linie:








Oder ein Beispiel aus meinen Skizzenbüchern:

Das ist eine meiner Übungen damals, die ich zur "Geraden" gemacht habe. Die einzelnen Spuren sind aus kurzen geraden Linien. Mein Ziel damals war es, obwohl ich nur Gerade verwende, einen organischen Eindruck zu erwecken, wie Wurzelwerk o.dgl.


THEMA AUFTEILUNG / PROPORTIONEN

4 Aufteilungen aus dem Bauch:

Was ihr braucht: je Zeichnung 1/2 Bogen Papier A4 , jede Zeichnung für sich +  Wachsstift /Woody, dann nebeneindner/Untereinander legen und betrachten

Daucher S.24 kurz demonstriert / zu Hause dann für euch selbst in Ruhe studieren!
Auf halben A4 ausprobieren, dann etliche und nach Dauchers Kriterien S. 25 beurteilen lernen.... 




Aufgabe(n): 

Versucht euch im "Blinzeln" und kritzelt alle möglichen Bildaufteilungen aus Film, Foto, TV und Internet nach.

TIP: Das "Blinzeln/to squint" ist die zu lernende und dauernd zu trainierende, allerbeste Methode, einen Anblick durch vorsätzliche "Informationsreduktion" bewußt in große Kontraste zusammenzufassen und die "Gestalt" oder wenn so will, die Essenz, das Wesen einer Form oder eines Anblicks zu erfassen. Als Werkzeug der Zeichnerei also unerlässlich!

+ Besondere Aufgabe an Christoph (im Kern ja Fotograph),  aber auch Sibylle (die zumindest ein iPhone oder noch besser eine "Kinderkamera" dafür nutzen kann): Stellt ganz bewußt eine Fotolinse irgendwie unscharf/nicht fokussiert, fotografiert in eurer unmittelbaren Umgebung spannende Hell/Dunkel-Szenen und kritzelt diese dann nach. 


5 Aufteilungen mit Plan:

Was ihr braucht: je Zeichnung 1 Bogen Papier A4 mal hoch mal quer!  , jede Zeichnung für sich +  Wachsstift /Woody, dann nebeneinander/untereinander legen und bewußt betrachten!




Lest und schaut euch in Daucher die Seiten 30f genau an, zeichnet jedes Panel erst einmal nach und versucht die Methode der Aufteilung zu entdecken (Halbierungen, Goldener Schnitt) und entwickelt etliche andere Aufteilungen.
Zeichnet zuerst immer linear mit guten geraden Linien, in weiteren Zeichnungen könnt ihr gerne auch mal Flächen durch Graufärbungen betonen (DEMO)


Der Goldene Schnitt: 

Den Wikipedia Artikel dazu verlinke ich euch nicht - kein Mensch kapiert den, außer vielleicht Mathematiker. Völlig unpraktisch und für das Zeichnen/Fotografieren so leider unbrauchbar - dabei aber absolut wichtig zu wissen! 

Es geht zum Glück auch einfacher:

"Der Goldene Schnitt ... ist ein mathematisches Teilungsverhältnis. 
Konkret geht es  dabei um eine Strecke, die in zwei unterschiedlich lange Abschnitte geteilt ist. Der längere Abschnitt verhält sich dabei zum kürzeren wie die Gesamtstrecke zum längeren Abschnitt.

Rechnerisch entspricht das etwa dem Verhältnis von 3:5 (oder 5:8, oder 8:13 usw > Fibonacci Folge) oder 1:1,618. Oder etwa 38:62 Prozent. 

Das klingt erstmal nach trockener Mathematik. Aber es ist gerade diese Asymmetrie, die als besonders harmonisch empfunden werden soll - zumal sich derartige Proportionen häufig auch in der Natur wieder finden, beispielsweise beim Seestern, dessen Diagonalen ebenfalls die Proportionen des Goldenen Schnitts aufweisen."


Eine alltagspraktische Erklärung ohne Worte findet ihr oft im digitalen Sucher eurer Kamera, wo die simplifizierte Form einer Drittelung des Suchfelds zumindest entweder nachträglich einstellbar (iPhone "Raster ein")  ist oder schon automatisch angezeigt wird:


Erklärt wird das hier etwas ausführlicher und ganz verständlich, was es damit auf sich hat, wenn es um Aufteilungen in der Fotografie, im Design und in allen anderen Gestaltungen geht: 


Wie schon angedeutet: Es ist ein wichtiges Gestaltungsmittel unserer Kulturtradition und bis heute hilfreich bei der Komposition von Gärten, Kleidern bis Gemälden - kann aber auch übertrieben zur "Religion" werden (Etwa "Göttliche Ordnung", esoterische "Geheimnisse der Natur" etc).
Aber forscht einfach selbst! 

Wichtigste Stichworte: Fibonacci-Folge oder -Zahlenreihe. Harmonische Teilung.

FAZIT und wichtig zum Nachdenken:
Die Rolle des sog. LEERRAUM in der Gestaltung, das Zusammenwirken von FIGUR oder DING und GRUND!


Aufgaben: 

- Zeichnet genau das, was auf S.30f beschrieben ist.

+ Betrachtet von nun an Malerei / Zeichnungen / TV-und Kino-Filmszenen / euren Alltag ganz bewußt mit der Frage nach der AUFTEILUNG / den GRÖSSEN-Verhältnissen / dem SPIEL der Flächen bei allem (Wie sich zB die Gegenstände eures gedeckten Tisches etwa beim Frühstück zueinander verhalten, die Aufteilungen auf der Hauswand gegenüber usw)

+ Nein, ihr MÜSST  das auch unbedingt wie oben beschrieben mit Fotoappart oder iPhone mit SW-Fotografien versuchen! Bitte postet auch einige bewußt gestaltete Fotografien mit Halbierungen und Goldenem Schnitt als Aufteilung!!



Beispiele:

Dazu ein paar Beispiele aus der Zeit, als ich diese Übungen so "herunterzeichnete" - zugegebenermaßen erst eher nicht begeistert, weil nicht sofort begreifend, dass es sich um die beinahe wichtigste Übung aller Übungen handelt! 
Aber ihr seht, dass ihr euch schöne Spiele ohne großen Aufwand bereiten könnt...seht und spielt selbst!

 









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