Lektion 7, 31.3.25 Intro zur Runde 2: Blindzeichnen - was ist das?

1 INTRO


2 STAND DER DINGE

Christoph:













Ein paar Worte zum Üben: 

- Lieber regelmäßig und nicht zu lange, 

- lieber Sudelheft statt Skizzenbuch! 

- Lieber spielen statt Überanstrengung!


Aber bitte zeichnen - denn das Zeichnen lernt man nur durch zeichnen...




3 BLINDZEICHNEN - oder: DAS SEHEN SEHEN


In Runde 1 (EMOTION) ging es um das unbeschwerte  PRODUZIEREN mit Hilfe einiger einfacher Elemente wie die Gerade, Gebogene, Unregelmäßige in unterschiedlicher Verteilung auf dem Blatt.
Mehr oder weniger aus dem, was man gerade kann, hat, ist und will und vor allem aus einer Erfahrung von Aktivität.
Zeichnen ist auf der rein produzierenden Seite eine mal mehr mal weniger spürbare AKTIVITÄT, die aus dem Motorischen stammt, von der EMOTION getragen wird, die Kräfte konzentriert, bündelt und aktiv auf das Blatt, die Wand oder welchen Träger auch immer bringt.

Wie ihr erfahren habt, braucht es dafür erst einmal nicht großartige Skills, sondern mehr Mut, Lust, Fantasie und Freude am Tun.


Die Runde 2 (WAHRNEHMUNG) wechselt den "Spielplatz". Wir erfahren in dieser ersten Stunde der Runde 2, wie es zu der spezifischen Haltung eines zeichnenden Menschen kommen kann, sich dem AUSSEHEN eines Gegenstands, der Besonderheit der Erscheinungen, den oft überbordenden Eindrücken der Welt bewußt auszusetzen. Im gewissen Sinn ist das tatsächlich zunächst ein bewusst und vorsätzlich gewählter  PASSIVER Vorgang  (Zeit nehmen und "Erst mal schauen!") - aber auch nur scheinbar passiv ! - denn es ist unumgänglich, dass euch die Eindrücke berühren und - tja: Halt wieder zum TUN bringen.

Es geht um den INPUT, ohne den es den OUTPUT der ersten Runde gar nicht geben kann!

WICHTIG: Ich beobachte, dass man gerade als Neueinsteiger viel zu schnall zum MACHEN will, die Zeichnerei aber lebt vom SCHAUEN, BEOBACHTEN, WIRKEN LASSEN! Das braucht eine bestimmte und heute heute leider nicht mehr so verbreitete kontemplative Haltung! Die gilt es zu pflegen.

 KONTEMPLATION =  dem Sehen beim Sehen bewußt zuschauen lernen!

Ihr werdet erleben, dass die euch bekannten Linien unter der Führung der Augen plötzlich eine andere Eigenheit entwickeln, die sich nur schwerlich mit den einfachen, basalen Linienarten beschreiben lassen. 

Die unregelmäßige Linie hat hier ihr "Heimspiel" - aber dafür braucht ihr ein geübtes und bereites, waches AUGE, ZEIT und GEDULD.

Was wir üben werden!


Heute ist mein einziges Ziel, euch diese skizzierte und besondere mentale Haltung verständlich zu machen und euch mit Hilfe einiger sehr einfacher Übungen zu zeigen, welcher besondere MODUS des Gehirns die BEOBACHTUNG oder WAHRNEHMUNG ist!










ÜBUNG 1a "Profil" (DEMO)



ÜBUNG 1b "Erweiterte Symmetrie" (DEMO)






BLINDZEICHNEN = GENAUHINSCHAUZEICHNEN!


Der besondere Modus der "ganzheitlichen" BEOBACHTUNG - Rechte und Linke Hirnhälfte








Übung 2 "Kopf"  (Picasso)


A4 Blatt Hochformat, spitzer Bleistift
oben anfangen und nachzeichnen, was Schritt für Schritt enthüllt wird...

wenn fertig, bitte fotografieren und in Whatsapp posten!













FAZIT: (Ihr formuliert, was ihr erlebt, gedacht, gefühlt habt)


Aufgaben:

Die folgenden Übungen bieten sich als Hausaufgaben an. Bitte druckt euch die Vorlagen auf A4 aus und legt die Zeichnungen bewußt verkehrt herum hin (Kopf nach unten). Ihr trickst damit wie erklärt euer ordnendes und "identifizierendes" Gehirn aus, das so aber für einen Moment sieht, was da ist und nicht, was ihr erkannt und benannt habt (was erstaunlicherweise die Beobachtung gerne sofort so überschreibt, dass man aufhört, zu sehen und sofort zum Wissen wechselt - was der wunde Punkt der Zeichnerei ist!)


Deckt bitte die Vorlage mit einem Blatt ab und zeichnet dann nach und nach, was ihr freigebt (1-3 cm Schritte, je nach Lust, Laune oder Geduld)


Übung 3 "Stravinsky" (Picasso) 




Übung 4  "Pferd"  



Übung 5  "Figur" ( Schiele (kein Befehl...!) 




Übung 6 "Kopf des Saturn" Hans Baldung Grien, 1516" 

Diese Übung ist etwas anders, vielleicht etwas schwerer, aber auch lustiger: Legt euch die ausgedruckte Vorlage so hin, dass ihr das Zeichenblatt nicht sieht (um den Kontrollzwang zu bekämpfen, kann man sich entweder eine der üblichen "Spickbarrieren" bauen aus Taschen etc oder das Zeichenblatt unter ein leichtes Tuch legen und unter dem Tuch dann zeichnen - trickst euch jedenfalls bitte nicht aus!
Je BLINDER für das Ergebnis ihr zeichnet, desto lehrreicher - und desto lustiger das Ergebnis!

Alle Monster sind nicht nur zulässig, sondern geradezu erwünscht! Gerne mehrmals und auch nur in Teilen zeichnen!

Bitte unbedingt posten! Auch wenn ihr meint, das sei nix...



Übung 7 "Hand- und Fingerstudien"

Nachdem ihr jetzt ein Gefühl dafür entwickelt habt, wie voraussetzungsloses Sehen geht und eine Verbindung zwischen Augen und Zeichenhand hergestellt habt, machen wir unsere erste Übung nach der Natur. Eure linke Hand in allen nur denkbaren Posen ist das geduldige und willige Modell!

Auch hier, so BLIND für das Ergebnis wie möglich. Es geht darum, 

langsamst, 

geduldigst und 

aufmerksamst 

jede Kleinigkeit zu SEHEN und die Zeichenhand wie einen SEISMOGRAPHEN eurer AUGENREISE zu verstehen!

Wendet euch vom Zeichenblatt ab und zeichnet etliche Studien von eurer linken Hand oder einzelne Finger, auch nur Fragmente! Es geht um die Beobachtung und die Übung der kontemplativen Wahrnehmung!




Literaturhinweis:

Betty Edwards, Das neue Garantiert Zeichnen lernen, Workbook:




















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