Lektion 10, 6.5.25 - Blindzeichnen: Ganzblind-Zeichnen / Blindzeichnen: Kontur und Negativer Raum I
Kurzfassung:
- Wh und Zusammenfassung: Blindzeichnen und Modifiziertes Blindzeichnen (nach Betty Edwards). Erfahrung des Wechsels der Modi der Wahrnehmung (sog. L- und R-Modus des Gehirns)
- Übungen zum Ganzblindzeichnen: Dinge ertasten und in Zeichen übersetzen - mit dem Tastsinn sehen. Ertastete Selbstportraits: Synchronisation
- Das Prinzip des Negativen Raums: Zuerst am eigenen Umriß. Dann an einem einfachen Objekt: Stuhl. Zuletzt an einem Blumenstrauß.
- Hausaufgaben: Dinge ertastend zeichnen / Portrait eines Stuhles: Negativ. Dann: Blumenstrauß mit Kontur, Innenleben und Negativem Raum - so blind wie möglich und so modifiziert wie nötig.
- Wenn noch Zeit: Vorbereitungen zu den Anfänge des Modellzeichnens: Das "Gestische Zeichnen" in 1-Minuten-Zeichnungen von Posen.
Bis hierher bitte unbedingt zur Kenntnis nehmen. Alles Weitere für diejenigen, die es genauer wissen wollen.
In GRÜN, was zu tun und zu üben vorgeschlagen wird.
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1 STAND DER DINGE
2 Übungen zum Ganzblindzeichnen:
DEMO / zeigen: Dinge ertasten und in Zeichen übersetzen - mit Tastsinn sehen.
Mit dem reinen Tasten zeichnen: Ertastete Selbstportraits > Synchronisation üben
- Den "negativen Raum" überhaupt verstehen und sehen.
Zuerst: Am eigenen Umriß - wie bislang, nur umgekehrt sehen lernen!
Dann: An einem einfachen Objekt wie zB Stuhl
Zuletzt: An einer Pflanze/ einem Blumenstrauß
Dinge ertastend zeichnen /
Portrait einer Pflanze/ eines Blumenstraußes mit Kontur, Innenleben und Negativem Raum
(so einfach wie möglich zunächst!)
Anfänge des Modellzeichnens
Warmups
Die neuen (noch vorzustellenden) Warmups bzw Lockerungsübungen begleiten ab jetzt die Übungen zum Blindzeichnen auf einer parallelen Ebene.
Gestische 1-Minuten-Posen:
(Gestisches Zeichnen demonstrieren und nachvollziehen lassen: Was ist eine Geste? Wie geht dieses fixe Zeichnen als Einstimmung und wie erfolgt dann der Wechsel in die Blindzeichnung? DEMO und ÜBUNG)
In dieser ersten Annäherung geht es darum, ein Modell, das jeweils für eine Minute stillsteht und "posiert", auf einfachste Weise relativ schnell zu zeichnen.
Auf dieser ersten Stufe spielt es gar keine Rolle, wie ihr das macht. Es kann so schlecht wie möglich geschehen. Ich möchte geradezu, dass ihr zuerst so schlecht wie möglich zeichnet.
Es geht also erst einmal nur darum, dass man
- überhaupt einmal hinzuschauen trainiert,
- dass ihr erlebt, was 1 konzentrierte Minute bedeutet und ein Gefühl für die Zeichenzeit entwickelt,
- dass ihr einfache Unterschiede sehen lernt: Ist das Modell aufrecht, gebeugt, sitzend, liegend, gespannt, schlaff usw.
Klingt nicht nur banal, ist es auch. Aber entscheidend wird nun, dass ihr den Kern dieser Beobachtungen eurer Zeichenhand mitzuteilen lernt. (Und das ist ein nebenbei entstehender Gewinn aus dem Blindzeichnen, das die Verbindung von Augen und Hand trainiert!)
Auf dieser ersten Stufe geht es immer noch nicht um schöne Zeichnungen von den Modellen (ob Menschen oder den Dingen), sondern egal wie angespannt und nervös man das auch machen wird, es geht darum, ein irgendwie geartetes Bündel oder Knäuel von Linien analog zu euren Beobachtung auf das Blatt zu bringen - unwichtig, ob man eine menschliche Gestalt darin erkennt oder nicht - das kommt noch! Das verspreche ich euch.
Praktisch und konkret:
- Stellt oder setzt euch so vor einen Spiegel, dass man den ganzen Körper oder wenigstens große Teile des Körpers sieht. Oder noch besser, bittet Bekannte, Freunde oder Partner Modell für euch zu sitzen, in alltäglichen Haltungen und ohne Übertreibungen (bitte keine theatralischen "Posen")
- Stellt den Timer eures iPhones, eine Eieruhr oder eine Sanduhr auf 1 Minute. Haltet euch bewußt an das Zeitlimit.
- Erfasst mit dem euch bekannten "Blinzeln" (squint) die gesamte Pose und zeichnet zunächst flott und summarisch, was ihr seht, indem ihr euch in der bereits trainierten Weise im Wesentlichen an der Kontur orientiert:
Der eigentliche Lerninhalt, der unter der Hand damit entwickelt wird, ist eine Art von innerer Nachvollzug oder Mitgefühl oder Empathie, die sich mit der Beobachtung entwickelt. Eine Zeichnung hat nur dann Belang, Wirklichkeit und Qualität, wenn sie durch die Realität eurer Wahrnehmung gegangen ist. Man kann eine sitzende Figur nur dann erkenn- und nachfühlbar zeichnen, wenn der Strich glaubhaft versichert, dass euch selbst und in euch selbst das abgebildete Phänomen (zB "Sitzen" oder "Liegen" oder "Kauern" usw) bekannt ist.
("Ideomotorisches Zeichnen" möchte ich das nennen, solange ich keinen besseren Begriff kenne. Das bedeutet, dass sich quasi automatisch ein durch die Beobachtung ausgelöstes Gefühl für das Gegenüber auf die zeichnende Hand überträgt und die Linie mitgestaltet)
Wir werden in dieser Einheit die Warmups oder Lockerungsübungen mit ca. 15-20 1-Minuten-Posen beginnen. Ich werde allerdings jedesmal eine neue Herangehensweise vorschlagen.
Zunächst werden diese Posen im "Freistilzeichnen" angefertigt, d.h. aus dem Bauch heraus wie es gerade kommt...
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